Vor rund zwei Wochen wurde er der Öffentlichkeit vorgestellt, nun durften wir die neue Nummer 1 Andreas Jungdal erstmals zum Interview im Empfang nehmen. Der 20-Jährige Däne spricht über seine Zeit beim AC Mailand, weshalb LEGO seinen Geburtsort bestimmte und was Højlund und Kjærgaard ihrem Landsmann vor dem Wechsel mitgaben.

Andreas, noch einmal Herzlich Willkommen in Altach. Du weilst jetzt seit etwa zwei Wochen hier in Österreich. Wie gefällt es dir bisher an deinem neuen Arbeitsplatz?

Natürlich ist es ganz anders als in Mailand, aber Altach ist auch ein sehr, sehr schöner Ort. In meiner Heimatstadt in Dänemark habe ich auch in einer kleinen Stadt gelebt. Ich mag es draußen zu sein und in der Natur zu entspannen. Zudem sind die Menschen, die ich hier bereits kennengelernt habe, alle sehr nett und freundlich zu mir. Ich mag meine neue Umgebung also sehr.

Du hast bereits zwei Spiele mit deinem neuen Team bestritten. In beiden Spielen haben wir keinen Gegentreffer kassiert. Was sind deine Erkenntnisse aus diesen Testspielen?

Das Wichtigste für mich ist jetzt, den Spielstil der Mannschaft kennenzulernen und das zu erfüllen, was der Trainer von mir erwartet. Ich versuche mich am Aufbauspiel zu beteiligen und natürlich zu verhindern, dass der Gegner zum Torerfolg kommt. Ebenso von Bedeutung wird es sein, dass wir als Team harmonieren. Nur so können wir bereit für die anstehenden Aufgaben sein. Ich möchte natürlich an die zwei Zu-Null Spiele anknüpfen und dann hoffentlich auch in der Liga lange keine Gegentore kassieren.

Wie gut hat dich die Mannschaft in den ersten Wochen aufgenommen? Bist du ein Mensch, der sich schnell einfügt?

Alle meine neuen Teamkollegen haben mich gut in die Gruppe aufgenommen und mir das Gefühl gegeben, dass ich hier willkommen bin. Viele Jungs aus dem Team wohnen in derselben Wohnanlage wie ich. Das gibt uns die Möglichkeit, uns auch außerhalb des Platzes zu sehen und ein gutes Verhältnis zueinander aufzubauen. Ich selbst bin sonst eher der ruhige Typ, auf dem Platz kann ich aber auch einmal laut werden.

Lass uns einen Blick zurückwerfen. Wenn man deine Karriere betrachtet, sticht ein Verein ganz klar heraus - nämlich der AC Mailand. Was für ein Gefühl war es, als du den Anruf aus der Hauptstadt der Lombardei erhalten hast?

Ein Traum wurde wahr, als der AC Mailand bei mir anrufen hatte. Ich konnte es erst gar nicht glauben. Das war natürlich eine einmalige Chance für mich, zu der ich nicht nein sagen konnte. Ich war zuerst zum Probetraining dort, einige Monate später habe ich den Vertrag mit Milan unterschrieben. In den dreieinhalb Jahren, die ich dort verbracht habe, habe ich großartige Erfahrungen gesammelt. In einem Verein wie diesem zu spielen, hat mich und meine Familie sehr stolz gemacht. Aber jetzt bin ich sehr glücklich, beim SCR Altach angekommen zu sein. Ich hoffe, bald mein Können in den Pflichtspielen unter Beweis zu stellen.

Du hast sowohl mit Torwartlegende Dida als auch mit einem der größten Torhüter-Talenten der vergangenen Jahren Gianluigi Donnarumma trainiert. Wie groß war dein Respekt vor den genannten Personen, als du angefangen hast, mit ihnen zu arbeiten?

Mein Respekt vor Dida, Donnarumma und Maignan war natürlich groß. Alle drei sind Idole für mich. Torhüter, von ihrem Kaliber, habe ich mir schon angesehen, als ich noch klein gewesen bin. Es war beeindruckend, sie als Menschen kennenzulernen und zu sehen, wie viel Energie sie auf dem Spielfeld und auch abseits des Platzes investieren, um so gut zu werden, wie sie sind. In der Zeit beim AC Mailand habe ich enorm viel an Erfahrungswerten gewonnen. Am meisten hat mich allerdings überrascht, wie bescheiden Maignan und Co. abseits des Platzes sind. Menschen wie du und ich - mit derselben Liebe zum Fußball.

Du bist in Singapur auf die Welt gekommen. Welche Geschichte steckt da dahinter?

Ja, ich wurde in Singapur geboren. Meine Familie lebte fünf Jahre lang auf dem Inselstaat, weil mein Vater für Lego dort eine neue Niederlassung für den asiatischen Raum aufbaute. Also zog er mit meiner Mutter und meinen beiden Schwestern für fünf Jahre nach Singapur und in dieser Zeit wurde ich eben dort geboren. Ich habe dort mehr oder weniger eineinhalb Jahre meines Lebens verbracht, bevor wir zurück nach Dänemark gezogen sind. Viele finden das immer etwas seltsam, dass ich in diesem Land auf die Welt gekommen bin, aber wenn man die Geschichte dazu kennt, löst sich die Verwunderung schnell auf. Natürlich habe ich immer noch eine besondere Beziehung zu dem Land. Wir haben Singapur auch später wieder besucht. Ein wunderschöner Ort!

Auf internationaler Ebene hast du dich allerdings für Dänemark entschieden. Du debütiertest letztes Jahr für die U21-Mannschaft. Welche Erfahrungen nimmst du davon mit?

Ich habe mich für den dänischen Verband entschieden, weil ich Däne bin (lacht). Es war keine schwierige Entscheidung, denn ich habe fast mein ganzes Leben in Dänemark verbracht. An mein Debüt erinnere ich mich gerne zurück! Ich habe hart an diesem Ziel gearbeitet. Letztes Jahr wurde ich lange von einer Verletzung zurückgeworfen, deshalb bedeutete es mir umso mehr erstmalig für die U21 aufzulaufen. Ich konnte beim 3:0 Sieg über Ungarn meinen Kasten sauber halten, einen besseren Start hätte es nicht geben können.

Ich hoffe, ein Teil des Erfolges zu sein und möchte der Mannschaft helfen, in der Tabelle so weit wie möglich nach vorne zu kommen.

Andreas Jungdal

Kommen wir auf die Gegenwart zu sprechen. Du wirst bald in der österreichischen Bundesliga das Altacher Tor hüten. Hand aufs Herz: Hast du diese Liga in der Vergangenheit verfolgt?

Ich habe vor etwa zwei Jahren angefangen, mich mit der österreichischen Bundesliga zu beschäftigen, weil einige Spieler, die ich aus Dänemark kannte, nach Österreich gewechselt sind. Sie haben sich hier wirklich gut entwickelt und Aufsehen bei den großen europäischen Clubs erregt. Ich glaube, dass die österreichische Bundesliga ein großartiger Ort für junge Spieler ist.

Mit Rasmus Højlund und Maurits Kjærgaard war oder ist die Bundesliga die Bühne für zwei junge, dänische Spieler. Wirst du der nächste dänische Star in unserer Liga sein?

Rasmus und Maurits sind zwei der besten Beispiele für die Entwicklung von jungen, dänischen Spielern in der Bundesliga. Sie haben einige richtig gute Partien abgeliefert und gute Leistungen gezeigt. Rasmus hat seine Qualität jetzt mit dem Wechsel zu Atalanta Bergamo noch mehr unter Beweis gestellt und Maurits spielt inzwischen eine große Rolle bei RB Salzburg. Ich habe vor meinem Wechsel mit beiden über die Liga gesprochen und beide haben gesagt, dass die Bundesliga für junge Spieler gut geeignet sei. Wer weiß, vielleicht werde ja ich der nächste dänische Star der Liga (lacht), aber im Moment bin ich einfach nur bereit, alles für Altach zu geben. Hoffentlich bringt das mich, aber vor allem die Mannschaft, auf den nächsten Level, sodass wir in der Liga noch konkurrenzfähiger werden.

Werfen wir einen Blick auf die Ziele der Mannschaft. Trainer Miro Klose sprach immer von der „Annäherung an den Strich“, welcher die Liga nach 22 Runden teilt. Aktuell liegen wir sechs Punkte hinter den Top-6. Was ist deiner Meinung nach in den verbleibenden Spielen des Grunddurchganges noch möglich?

Wir haben in den ersten zwei Testspielen richtig gut performt. Ich spüre, dass wir hungrig sind und uns stetig verbessern wollen. Natürlich liegen wir jetzt sechs Punkte hinter den ersten Sechs, aber ich denke, es ist möglich, näher an die Top-Gruppe heranzukommen. Das ist unser Ziel, und ich denke, mit der Qualität des Kaders und mit unserer Mentalität, ist das auch möglich. Es erfordert natürlich harte Arbeit und Konzentration beim Training. Ich hoffe, ein Teil des Erfolges zu sein und möchte der Mannschaft helfen, in der Tabelle so weit wie möglich nach vorne zu kommen.

Und wie sieht es mit deinen persönlichen Zielen aus? Zählt man als Torhüter die Zu-Null Spiele ähnlich wie Angreifer die persönlich erzielten Tore?

Als Torhüter wäre es natürlich schön, jedes Mal Zu-Null zu spielen und so wenig Tore wie möglich zu kassieren, aber ich bin voll und ganz ein Teamplayer. Deshalb steht der Erfolg der Mannschaft für mich ganz oben. Ich möchte ein Spieler sein, dem meine Teamkollegen vertrauen können, ihnen sowohl mit meinen Fähigkeiten auf der Linie als auch auf der mentalen Ebene helfen. Am Ende ist der Sieg das Wichtigste, erst danach werde ich auf meine eigene Bilanz schauen.

Am Ende dieses Interviews lass uns noch über die Kommunikation sprechen. Als du angekommen bist, hast du uns schon erzählt, dass du Deutsch in der Schule hattest. Wie gut sind deine Deutschkenntnisse noch nach all den Jahren?

Ja, ich hatte Deutsch in der Schule. In Dänemark ist es ein Pflichtfach, aber nicht viele Dänen sprechen wirklich gerne Deutsch (lacht). Ich verstehe nach wie vor einiges, aber Deutsch zu sprechen, fällt mir immer noch schwer. Ich muss vieles wieder auffrischen, aber ich glaube, es geht recht schnell. Ich mag Sprachen im Allgemeinen, deshalb besuche ich nun wieder den Deutschunterricht. Ich möchte mich sowohl mit meinen Teamkollegen als auch mit den Trainern auf Deutsch verständigen. Das ist eine weitere Möglichkeit, ihnen zu zeigen, dass ich alles für den Verein und für sie geben will. Das ist also ein weiteres Ziel von mir: Ich möchte vor dem Sommer fließend Deutsch sprechen. Mal sehen, ob mir das gelingt (lacht).

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